DC OPEN 2024
Friday | August 30th 2024 | 6-9 PM
Saturday | August 31th 2024 | 1-7 PM
Sunday | September 1st 2024 | 1-5 PM
Exhibition until October 12th 2024
Sand und Satin, Haut und Haare, Augen und Gliedmaßen – die organisch anmutenden Kreaturen von Mary-Audrey Ramirez rufen gleichermaßen Gefühle der Vertrautheit wie der Fremdheit hervor. Sind es prähistorische Lebewesen oder blicken sie uns aus einer spekulativen Zukunft entgegen? Befinden sie sich in einem embryonalen Zustand oder sind es ausgewachsene Organismen? Handelt es sich um unbekannte Tierarten – oder vielleicht doch um Pokémons?
Ramirez’ Geschöpfe haben etwas Utopisches an sich. Selbst die insektoiden Wesen wirken auf unaufdringliche Weise cute und scheinen die Verheißung eines friedlichen Daseins in sich zu tragen. Es ist daher wohl kein Zufall, dass Ramirez ihre Kreaturen „Critters“ nennt, ein Begriff, der Leserïnnen von Donna Haraway vertraut ist. Haraway verwendet „Critters“ für „alles mögliche Getier“ – darunter fallen Insekten ebenso wie Menschen. Der Begriff steht für den Versuch, das anthropozentrische Denken zu dezentrieren und andere Lebensformen ernst zu nehmen. Er fordert uns auf, Tiere nicht nur als Objekte menschlicher Nutzung zu betrachten, sondern als Subjekte mit eigenen Rechten, Perspektiven und Bedeutungen, zu denen wir Menschen stets in einem wechselseitigen, verwandtschaftlichen Verhältnis stehen.
Ramirez findet für diesen Ansatz eine kraftvolle Bildsprache. Ihre „Critters“ laden durch die Gestaltung und Materialien dazu ein, sowohl über ihre Andersartigkeit als auch über ihre Verbundenheit mit uns nachzudenken. Was sind das für Körper? Wie bewegen sie sich? Wie fühlen sie sich an? Was denken sie? Wonach streben sie?
Auch der Ausstellungstitel „Companions“ – Gefährten – greift eine zentrale Theoriefigur Haraways auf. Sie beschreibt damit die tiefgehende und vielschichtige Beziehung, die Co-Evolution zwischen Menschen und anderen Lebewesen. Ramirez knüpft daran an, indem sie Figuren erschafft, deren Status im Unklaren bleibt. Ihre Wesen sind nicht bloß fiktive Charaktere, die wir literarisch konsumieren und deren Individualität wir genießen, aber sie sind auch keine sozialen Stereotype oder kollektiven Projektionen von Wünschen und Ängsten. Es sind schließlich auch keine Avatare unserer selbst. Gerade durch ihre schwer fassbare Natur beginnen wir, die Beziehungen zu anderen, uns fremden Wesen zu reflektieren und wertzuschätzen – Wesen, die, wie wir, auch „Critters“ sind.
Porci, Vampturtle oder Spiky – so die Namen einiger ihrer Kreaturen – sind kurios – im besten Sinne des Wortes. Sie erscheinen als neugierige, zugängliche Charaktere, die aufgrund ihrer Merkwürdigkeit unser Interesse wecken und an unsere Kontaktfreudigkeit appellieren.
Mit ihren figürlichen Darstellungen in Bildern, Objekten und Games entwirft Ramirez ein dichtes Bild einer Welt, die entzeitlicht und enträumlicht ist, in der die großen Dichotomien des menschlichen Denkens keine Rolle mehr spielen. Eine postanthropozentrische Welt, die nicht hierarchisch organisiert ist. Eine Welt, in der wir uns nicht orientieren können, die sich unserem Verständnis auf erfrischende Weise entzieht und uns zumindest für wenige Momente dazu bringt, zu vergessen, wer wir sind, wo wir herkommen und dass wir glauben, besonders wichtig zu sein.
Annekathrin Kohout
Sand and satin, skin and hair, eyes and limbs – Mary-Audrey Ramirez's organic-looking creatures conjure up feelings of familiarity and alienation in equal measure. Are they prehistoric creatures or are they looking back at us from a speculative future? Are they in an embryonic state or are they fully grown organisms? Do they belong to some unknown species of animal – or are they possibly just Pokémons after all?
There is something utopian about Ramirez's creatures. Even the insectoid beings appear unobtrusively cute and seem to bear the promise of a peaceful existence. It is probably no coincidence that Ramirez has named her creatures ‘critters’, a term readers may be familiar with from Donna Haraway. Haraway uses ‘critters’ to describe ‘all kinds of creatures’ – including insects and humans. The term signifies an attempt to decentralise anthropocentric thinking and to take all forms of life seriously. It challenges us to not just consider animals as objects of human exploitation, but as subjects with their own rights, perspectives and meanings, and with whom we humans will always have a reciprocal, kinship relationship. For this approach, Ramirez has found a powerful visual language. Her ‘critters’ invite us, by means of their design and materials, to reflect on both their otherness and their connection to us. What kind of bodies are they? How do they move? How do they feel? What do they think about? What do they strive for?
Even the exhibition title ‘Companions’ refers to one of Haraway's central theoretical concepts. It describes the profound and multi-layered relationship, the co-evolution between humans and other living beings. Ramirez builds on this by creating characters whose status remains unclear. Her creatures are not fictional characters that we consume in literature and whose individuality we enjoy, but they are also not mere social stereotypes or collective projections of desires and fears. After all, they are not avatars of ourselves. It is precisely because of their elusive nature that we begin to reflect on and appreciate our relationships with other beings who are strangers to us - beings who, like us, are also ‘critters’.
The names of some of their creatures Porci, Vampturtle and Spiky - are curious in the best sense of the word. They appear as inquisitive, approachable characters whose oddity arouses our interest and appeals to our sociability.
Ramirez creates a dense image of a world with her figurative representations in pictures, objects and games, It is a world devoid of time and space where the great dichotomies of human thought no longer play a role. A post-anthropocentric world that is not organised hierarchically. A world in which we cannot orientate ourselves, which defies our understanding in a refreshing way and makes us forget, at least for a few moments, who we are, where we come from and that we believe we are of particular importance.
Annekathrin Kohout
Opening hours:
Wednesday - Friday 1-6 PM
Saturday 12-4 PM
and by appointment
Contact:
Petra Martinetz
Moltkestr. 81
50674 Cologne
[mail@]petramartinetz.de
+49 221 5679432
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